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Nun ruht der kleine Plastikball also erneut. Auch der Verzicht auf die Doppel bei den Mannschaftsspielen am 24. und 25. Oktober 2020 vermochte hieran nichts zu ändern. Das TTBW-Präsidium hatte diesen Beschluss kurz zuvor gefasst und mit dem aktuellen Infektionsgeschehen in Bezug auf die weitere Verbreitung des Corona-Virus begründet. Außerdem wurde darauf hingewiesen, dass Tischtennis ohne Doppel keine Kontaktsportart sei. Doch wie schlüssig ist die Aussage zum angeblichen „Kontaktsport“ Tischtennis?

Seit dem Beginn der Pandemie im März diesen Jahres wissen wir deutlich mehr über das Virus. Selbstredend verbleiben immer noch Unsicherheiten, doch sie sind schon kleiner geworden. Wir wissen, dass es von Mensch zu Mensch übertragen wird. Dies kann durch Tröpcheninfektion, Aerosole und (eher selten) Schmierinfektionen geschehen. Hieraus leiten sich die AHA-Regeln ab (Abstand – Hygiene – Alltagsmaske). Wenn man diesen Wissensstand als zutreffend ansieht, dann hätte Doppel nur mit Maske gespielt werden dürfen, da der Abstand nicht eingehalten werden kann. Die Meinungen darüber, wie praktikabel das Tragen einer Maske während eines Tischtennis-Wettkampfes ist, gehen sicherlich weit auseinander. Auf jeden Fall war das Doppel ohne Maske eine ganze Zeit lang erlaubt. Ende Oktober war es dann auf einmal ganz untersagt.

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Im entsprechenden Schreiben des Verbandes findet sich der folgende, bemerkenswerte Satz: „Ohne Doppel ist Tischtennis […] keine Kontakt-Sportart“. Heißt im Umkehrschluss: Mit Doppel ist Tischtennis eine Kontaktsportart. Eine wirklich bemerkenswerte Schlussfolgerung. Da kann man schon ins Grübeln kommen: Tischtennis soll auf einer Stufe mit Fußball, Handball und Ringen stehen? Das sind alles Sportarten, die man klassischerweise und intuitiv als „Kontaktsportarten“ bezeichnen würde. Sind das jetzt „Ultra-Kontaktsportarten“? Wo genau soll denn der Kontakt im Doppel stattfinden? Auf Händeschütteln und Abklatschen nach famosen Punktgewinnen wird doch schon verzichtet. Man steht eben nebeneinander. Mit Maske in der U-Bahn, im vollen Supermarkt und an anderen Orten, an denen der Abstand nicht eingehalten werden kann, kein Problem. Am Tisch schon. Wieso? Beziehungsweise: Wieso wurde die Möglichkeit des Doppels mit Maske nicht in Betracht gezogen und es den beteiligten Mannschaften überlassen, ob sie so spielen wollen oder nicht? Ich persönlich hätte zwar darauf notgedrungen verzichten müssen, weil mir als Brillenträger und dann beschlagenen Gläsern der nötige Durchblick gefehlt hätte. Aber vielleicht gibt es ja Wettkämpfe mit Spieler*innen, die nicht auf Sehhilfen angewiesen sind beziehungsweise die Kontaktlinsen verwenden. Und wenn es keine Einigung gibt, werden eben nur die Einzel gespielt. Wie auch immer: Tischtennis war nie eine Kontaktsportart, ist keine Kontaktsportart und wird auch nie eine Kontaktsportart sein. Das ist Humbug.

Natürlich ist das Bestreben um eine schlüssige und wenn möglich wasserdichte Begründung für die getroffenen Maßnahmen verständlich. Und wir alle wollen ja spielen, ohne unsere Gesundheit dabei zu gefährden. Aber dann sollte man es doch bitte auch zu Ende denken. Streng genommen hätte in einer Pandemie das Doppel nie erlaubt werden dürfen. Ebenso wenig wie Fußball, Handball oder Ringen. Aus dem einfachen Grund, weil man sich zu nahe kommt. Letztlich war es jedoch eine Abwägung, die zu Gunsten des Sportbetriebes ausfiel. Das ging auch eine ganze Weile gut. Jetzt muss man aber zurückrudern und kommt mit derart hanebüchenen Aussagen. Vielleicht wäre es das Beste, sich den Fehler einzugestehen und notgedrungen prinzipiell auf die Doppel zu verzichten. Es wäre ein zwar harter, jedoch auch konsequenter und nachvollziehbarer Schritt.