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Der 13-jährige Kai Reinemuth hatte 2022 die Jahrgangsrangliste des Tischtennisbunds Baden-Württemberg (TTBW) erreicht. Aus diesem Grund darf er ab dieser Saison neben seinen Einsätzen bei der Jugend auch schon bei den Herren mitwirken. Das alleine ist schon bemerkenswert. Ein Vergleich mit TTV-Trainer Michael Ruddat zeigt jedoch, wie unglaublich diese Leistung eigentlich ist.

Als Ruddat so jung wie Reinemuth war, hatte er gerade einmal damit begonnen, in der Tischtennisabteilung des TV Marbach dem kleinen Zelluloidball hinterher zu jagen. Richtig gelesen: Damals waren die Bälle noch aus Zelluloid, nicht wie heutzutage aus Plastik. Das war im Jahr 1988. Seine erste Saison spielte der Tennis-Quereinsteiger 1989/90 in der Schüler Kreisklasse 2, was dem U15-Bereich entsprach. Die Mannschaftswettkämpfe beim Nachwuchs gingen noch bis sieben Siegpunkte und die Sätze bis 21. All das dürfte inzwischen wohl längst vergessen sein. Die ersten zehn Spiele wurden wie im allseits bekannten Bundessystem ausgetragen, also maximal zwei Doppel und acht Einzel. Falls dann immer noch kein Sieger feststand, trat erst Doppel 1 gegen Doppel 1 und dann Doppel 2 gegen Doppel 2 an. In der darauffolgenden Spielzeit wechselte man dann zum Bundessystem. An Ranglisten oder Bezirksmeisterschaften konnte der junge Marbacher nicht teilnehmen, da ihm so etwas schlichtweg gänzlich unbekannt war. Im Individualsport waren die Vereinsmeisterschaften das Höchste der Gefühle. Bis zu seinem ersten Herrenspiel beziehungsweise seinem ersten Erfolg im Erwachsenenbereich sollten noch volle vier Jahre vergehen.

Ganz anders verlief hingegen die bisherige Karriere von Reinemuth. Er absolvierte sein erstes Jugendspiel im Januar 2018 im Alter von gerade einmal acht Jahren und war seitdem bei diversen Turnieren, Ranglisten und Bezirksmeisterschaften dabei. Inzwischen ist er Stammspieler in der Jungen U19 Landesliga, der zweithöchsten Spielklasse im TTBW. In den vergangenen fünf Jahren hat Reinemuth trotz Pandemie insgesamt über 200 Einzelspiele absolviert. Der offensivstarke Linkshänder hatte also verglichen mit dem Erdmannhäuser Trainer bereits bis zu seinem 13. Geburtstag vielfältige Gelegenheiten, Wettkampferfahrungen zu sammeln. Und das ist neben dem größeren Talent mit ein Grund dafür, warum der 13-Jährige nun auch schon bei den Erwachsenen aufschlagen kann. Wie heißt es doch so schön bei Friedrich Schiller: „Früh übt sich, was ein Meister werden will“. Meisterlich war auch sein Auftritt im Pokalspiel gegen den TV Großbottwar III: Reinemuth behielt gegen Daniel Grabovac mit 9:11, 11:9, 11:6, 8:11 und 11:8 die Oberhand und konnte dadurch gleich in seiner ersten Herrensaison den ersten Sieg bejubeln. Es ist also wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis der Schüler seinen Lehrer erst einholt und dann überholt.