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Das Doppel ist eine schöne Sache. Hier können schwächere Spieler von deutlich stärkeren profitieren und so Dinge erreichen, die alleine unmöglich gewesen wären. Es ist eine der Gelegenheiten, bei denen sich im Tischtennis das Miteinander zeigt. Insofern sollte man meinen, dass sich die weniger Begabten stets freuen, wenn sie mit einem hoffnungsvollen Nachwuchstalent gemeinsam an den Tisch gehen dürfen. Das dem nicht immer so sein muss, lehrt die folgende Erzählung.

Beim 14. SW-BW-Cup in Bietigheim-Bissingen hatte TTV-Spieler Nikita Pfannenstiel im Mai 2015 die große Gelegenheit, mit Uros Bojic vom gastgebenden TTC Bietigheim-Bissingen zusammen im Jungen U15 Doppel anzutreten. So hatte es das Los entschieden. Als der Erdmannhäuser Coach Michael Ruddat das erfuhr, konnte er sein Glück kaum fassen. Gut gelaunt ging er zu Pfannenstiel, zeigte auf Bojic, der gerade ein Einzel bestritt und meinte stolz „Das ist dein Doppelpartner“. Die Reaktion des Jugendspielers war jedoch alles andere als enthusiastisch. Von Vorfreude keine Spur. Eher war eine gewisse Gleichgültigkeit zu spüren. Wenn er sich zu einer Geste hätte hinreißen lassen, wäre es wohl ein Achselzucken geworden. Doch nicht einmal das kam. Vielleicht lag die ausbleibende positive Reaktion daran, dass der Bietigheimer einen Kopf kleiner und deutlich jünger als sein Partner war.

Doch Größe und Alter sind nun mal keine Gütekriterien im Tischtennis. Spielklasse und Platzierung hingegen schon. Und hier trennten die beiden schon damals Welten: Bojic trat in der Jungen Verbandsklasse Nord an und war im Gebiet des ehemaligen Tischtennisverbands Württemberg-Hohenzollern (TTVWH) in seinem Jahrgang die unangefochtene Nummer eins, während Pfannenstiel in der Jungen Kreisliga Nord-Ost spielte und in seiner Altersklasse auf Platz Nummer 294 im TTVWH rangierte. Für den Erdmannhäuser war es also die vielleicht einmalige Gelegenheit, zusammen mit einem echten Spitzenspieler anzutreten, worum ihn seine Mannschaftskameraden sicherlich ein wenig beneidet haben dürften. Doch obwohl die beiden das Halbfinale erreichten und der eine ganz bestimmt mehr vom anderen profitierte, mochte sich beim Kreisligaspieler keine so rechte Begeisterung einstellen. Coach Ruddat hätte am liebsten selbst seinen Platz eingenommen, denn er hätte dieses Geschenk ganz bestimmt zu würdigen gewusst. Doch diesen Tausch ließ das Reglement leider nicht zu. Immerhin bewies Mozza Bojic, der Vater von Uros, Humor, als er nach dem Turnier ironisch zu Nikita meinte: „Entschuldige bitte, dass Du heute so einen schlechten Doppelpartner gehabt hast“.

Und die Moral von der Geschicht?
Freue Dich auch, wenn andere erstrahlen in einem hellen Licht.
Denn manchmal darfst Du Dich dazu gesellen,
und mitreiten auf diesen wunderschönen Wellen.